
Was den Kindern von heute im digitalen Zeitalter definitiv abhandenkommt, ist das Ver- hältnis zum Wert des Geldes. Bankfachfrau Dr. Mara Harvey aus Kreuzlingen sieht das Dilemma schon lange und hat mit Financial Parenting Mas- terclass das weltweit erste Tool entwickelt, das Erziehungsberechtigte schult, wie sie ihre Kids schon früh auf dem Weg zum rich- tigen Umgang mit Geld begleiten können. Neu ist, dass man davon ausgeht, dass es nicht erst im Teenageralter Sinn macht, den Umgang mit Geld zu lernen, sondern viel, viel früher.
Dr. Harvey, wann macht es denn Sinn?
Wie alles andere Wichtige im Leben, wird auch das Bewusstsein für Geld und seinen Wert in der frühen Kindheit geprägt. Mit 7 Jahren bekommt ein Kind sehr wohl ein Verständnis für Geld.
Sie sind Bankerin – haben Sie sich immer für das Thema Kinder und Geld engagiert?
Ich bin in England geboren, im Tessin auf- gewachsen, hab in Fribourg Volkswirt- schaft studiert und doktoriert. Ich bin dann im Bankwesen gelandet, hab mich aber mit einem Bereich beschäftigt, der peripher mit Kindern zu tun hat, nämlich Ultra High Net Worth Clients, also Familien, die sehr viel Geld haben. In der Zeit habe ich gemerkt, dass Frauen weniger angesprochen werden in der Finanzwelt, und hab ein Buch geschrieben, «Women and Risk» (Nicolai Publishing). Der Gedankensprung von Frauen zu Kindern war dann nicht weit. Ich habe eine Bücherserie für Kinder aufgelegt, die «A smart way to start»-Reihe (l.). Jedes Buch behandelt einen anderen Aspekt: Spa- ren, ausgeben, verdienen, Gutes tun mit Geld usw.
Was ist Ihr Antrieb, Kindern den richtigen Umgang mit Geld beizubringen?
Kinder müssen wissen, dass jede tägliche Geldentscheidung, gross wie klein, eine bedeutende Rolle spielt in der Erreichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung.
Reichen die Bücher dafür?
Nein, eben nicht. Darum biete ich die Financial Parenting Masterclass an. Den Eltern muss bewusst werden, was sie dazu beitragen können, ihre Kinder fit für die Finanzwelt von übermorgen zu machen. Nur Taschengeld reicht nicht, die Kinder müssen sich auskennen mit digitaler Wäh- rung. Apropos Taschengeld: Haben Sie gewusst, dass es schon bei Kindern die Taschengeldlücke gibt? Mädchen bekom- men 10–50 Prozent weniger Taschengeld als die Jungs. Aber wir wollen natürlich nicht nur die Mädchen empowern, auch die Jungs – und alle dazwischen!